Ostsee-Zeitung-Bürgerdialog zum Tourismus auf Usedom
Beim Bürgerdialog am 9. November 2022 war die Meinung der Einwohnerinnern und Einwohner der Insel Usedom zum Tourismus auf der Insel gefragt. 35 interessierte Gäste verfolgten den Bürgerdialog der von Alexander Loew (Leitender OZ-Redakteur) und Cornelia Meerkatz (Leiterin OZ-Lokalredaktion Zinnowitz) moderiert wurde. Im Zentrum des Abends stand die Frage: Welcher Tourismus tut MV gut?
Als Podiumsgäste standen Roland Völcker (stellv. Leiter des Bereichs Entwicklung im Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.), Lars Groche (Direktor Hotel Kaiserhof Heringsdorf), Carsten Willenbockel (Direktor Steigenberger Grandhotel & Spa Heringsdorf), Stefan Weigler (Vertreter der Stadt Wolgast im Tourismusverband Insel Usedom e. V.) und Ilona Ockhardt (Empfangsleiterin Das Ahlbeck Hotel & Spa) der Diskussion zur Verfügung.
Zusammenfassung des Bürgerdialogs
- Die Diskussion über den Tourismus auf der Insel Usedom beleuchtete sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Angefangen bei der Frage nach der Besucherquantität und der Notwendigkeit einer effektiven Besucherlenkung. Denn vor allem die fehlende Infrastruktur wurde als Problem identifiziert. Auf der Insel gäbe es in der Saison immer noch Orte, in denen man sich den Gästeströmen entziehen und die Ruhe genießen könnte. Vor allem An- und Abreise seien nicht gut genug organisiert. Das sei vor allem in den „Stoßzeiten“ zwischen Mai und November und Weihnachten der Fall.
- Die Saisonalität in der Destination wird als Schlüsselfaktor betrachtet, wobei eine ausgewogene Verteilung der Besucher angestrebt wird. Die Hotellerie stellt lediglich ein Drittel der verfügbaren Betten, während der Großteil auf Ferienwohnungsgäste entfällt. Eine Diskussion um eine mögliche Bettenobergrenze und die Raumordnung zielte darauf ab, die Wertschöpfung in der Region zu fördern und eine koordinierte An- und Abreise zu ermöglichen. Gleichzeitig wurde betont, dass man die Ferienwohnung differenziert betrachten müsse, da diese auf der Refinanzierung von Eigentum fungieren würden.
- Die Idee eines Lebensraumkonzepts, basierend auf einem durchdachten Tourismuskonzept für die Modellregion, wurde aufgegriffen. Dabei dienen Beispiele wie Bornholm als Einheitsgemeinde als Inspiration, um Lagerdenken zwischen verschiedenen Bäderkonglomeraten zu überwinden und eine ganzheitliche Herangehensweise zu fördern. Die Erkenntnis, dass Beschlüsse nur gemeinsam gefasst werden können, führt zu einem Appell für eine ganzheitliche Betrachtung von Usedom, Wolgast und Swinemünde als ein Tourismusgebiet. Die Bedeutung einer übergeordneten Raumordnung und koordinierter Entwicklungspläne wird betont, während Gemeinden ihre Eigenentwicklung beibehalten können, aber für die Gesamtentwicklung ein gemeinsames Dach benötigen.
- Die Teilnehmenden schlagen vor, Erfolgsmodelle wie das Angebot von ÖPNV-Karten durch Hoteliers übernehmen zu lassen und auf die gesamte Insel auszudehnen. Es wird auch die Möglichkeit eines neuen Regionalkonzepts als Grundlage für weitere Maßnahmen diskutiert, wobei die Einbeziehung der Einwohner in die Entwicklung der Modellregion als wichtiger Aspekt hervorgehoben wird. Die Unzufriedenheit der Gäste wird als Ansporn betrachtet, in konkrete Handlungen überzugehen und bisherige Konzepte verstärkt umzusetzen. Die Verbesserung der Zusammenarbeit und die Förderung des öffentlichen Verkehrs gegenüber Straßenbau und Infrastruktur werden als Schritte in die richtige Richtung angesehen.
- Die Debatte über eine dreispurige Straße, Kreisverkehre anstelle von Ampeln und die Wiederbelebung der Bahnverbindung über die Südtrasse unterstreicht das Bestreben, den Autoverkehr zu reduzieren und attraktivere Bedingungen für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zu schaffen. Überfüllungsszenarien, vor allem in Ferienwohnungen, werden als Problem identifiziert, wobei die Rolle der Landesregierung bei der Schaffung von Infrastruktur und der Förderung von Sozialwohnungen betont wird. Der Mangel an Personal im Tourismus wird als echtes Problem angesehen, wobei der Flaschenhals jedoch im Wohnraum liegt. Die Maßnahmen der Gemeinde Heringsdorf für die Sicherung bestehenden und die Schaffung neuen Wohnraums wurden als Entwicklungsperspektiven für alle Gemeinden hervorgehoben.
- Die Diskussion schloss mit einem Appell an die Unternehmen und Arbeitgeber, sich für attraktive Arbeitsbedingungen einzusetzen, die über den Aspekt des Gehalts hinausgehen. Die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes zur Diskussion von Themen wie Wohnraumknappheit und niedrigen Gehältern wird betont, wobei die Einbindung der Einwohner in den Entwicklungsprozess eine Schlüsselrolle spielt. Insgesamt zeichnet die Diskussion ein umfassendes Bild der Herausforderungen und Möglichkeiten für den Tourismus auf Usedom, wobei der Fokus auf nachhaltiger Entwicklung und ganzheitlichen Lösungen liegt.
Dieser Bürgerdialog wurde von der Ostsee-Zeitung organisiert und veranstaltet. Es war der dritte von insgesamt neun Bürgerdialogen, die der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. im Rahmen seiner Dialogkampagne #IdeenMachenTourismus begleitet hat.
Hinweis
Die Inhalte auf dieser Seite stellen nicht die Meinung des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. dar. Es handelt sich hierbei um eine Zusammenfassung der Wortmeldungen von anwesenden Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Aussagen kann jedoch keine Gewähr übernommen werden.